Welches Wohnmobil ist das richtige?

Endlich ist es so weit. Im Mai hatten wir unser Wohnmobil bestellt. Ende August war es endlich da. Durch das momentane Durcheinander der Weltwirtschaft hatte sich die Auslieferung immer wieder verzögert. Aber egal. Jetzt ist es da und wir können es endlich nutzen.

Am folgenden Wochenende waren wir gleich auf einer kleinen Testtour unterwegs. Das war eine gute Idee. Beim Reisen mit einem Kastenwagen sind viele Sachen für uns neu. Gasanlage, Kühlschrank, Wasser, Abwasser, Toilette, Stromversorgung, mit all diesen Themen muss man sich beschäftigen, damit der erste richtige Urlaub im Wohnmobil nicht zum Desaster wird.

Wir haben uns für einen Globecar Campscout entschieden. Das ist ein Kastenwagen. Hier in diesem Artikel beschreibe ich, wie wir zu dieser Entscheidung gekommen sind.

Das Angebot an Wohnmobilen ist erst einmal verwirrend. Deswegen ist es wichtig, sich vor dem Kauf genau zu informieren und die verschiedenen Klassen von Wohnmobilen anzuschauen und möglichst auch auszuprobieren.

Eins vorneweg: Ein Wohnmobil ist immer ein Kompromiss. Ein Fahrzeug, das alle Anforderungen 100%ig erfüllt, gibt es nicht. Man muss sich überlegen, an welchen Stellen man Abstriche machen kann und welche Punkte wirklich wichtig sind.

Anzahl der Schlafplätze

Wie viele Menschen werden wirklich im Wohnmobil unterwegs sein? Das ist eine ganz wichtige Frage.

Wir sehen immer wieder Paare, die in einem Wohnmobil unterwegs sind, das eigentlich für 4 Schlafplätze ausgelegt ist. Damit tut man sich keinen Gefallen. Abgesehen davon, dass man für ein größeres Fahrzeug erheblich mehr bezahlt, gibt es auch sonst viele Nachteile. Das Fahrzeug ist weniger wendig wenn es durch Städte geht. Die Parkplatzsuche kann zu einer Herausforderung werden. Der Kraftstoffverbrauch ist höher.

Ist das Fahrzeug schwerer als 3,5 t, dann ist ein teurer Lkw-Führerschein notwendig und die maximale Geschwindigkeit ist begrenzt.

Bei einem Kastenwagen mit Aufstelldach sollte man mal ein genauen Blick auf die erlaubte Zuladung werfen. Es kann sein, dass man mit 4 Personen, gefüllten Wassertank und Reisegepäck sehr schnell in die erlaubten 3,5 t Gesamtgewicht kommt. Das kann zu sehr bösen Überraschungen führen, wenn die Polizei im Urlaubsland einen auf die Wage bittet.

Wenn man nur hin und wieder mal mit den Kindern unterwegs sein möchte, dann tut es vielleicht auch ein zusätzliches Zelt. Auf vielen Campingplätzen sind auch Übernachtungen im Mobilehome möglich. Aus die Übernachtung im Hotel ist eine Alternative. All diese Möglichkeiten sind eine wesentlich preiswertere Alternative zu einem größeren Wohnmobil.

Wir haben unser Fahrzeug konsequent auf das Reisen zu Zweit ausgelegt. Theoretisch hätte der Kastenwagen noch die möglichkeit, die Sitzgruppe zu einer Liegefläche umzubauen. Genutzt haben wir das aber noch nie.

Einsatzzweck

"Wofür brauche ich ein Wohnmobil?" Das ist die erste Frage, mit der man sich vor der Anschaffung genau auseinandersetzten sollte. Es gibt ganz unterschiedliche Einsatzszenarien. Ich beschreibe hier mal ein paar. Es gibt aber noch sehr viel mehr Möglichkeiten.

Vom Campingplatz zu Campingplatz

Mancher möchte ein Wohnmobil hauptsächlich für Touren von Campingplatz zu Campingplatz benutzen. Autark muss das Womo dann kaum sein. Auf den Campingplätzen sind Duschen und Toiletten vorhanden. Im Fahrzeug muss dann beides eigentlich nicht oder nur in einfacher Ausführung vorhanden sein. In Regelfall gibt es auf dem Campingplatz eine Stromversorgung, an die man sich ankoppeln kann. Die Kapazität der Batterie spielt deswegen eine untergeordnete Rolle.

Wochenendtouren

Am Freitag Nachmittag wegfahren und am Sonntag Abend wieder nach Hause kommen, das ist sicherlich ein Einsatzszenario, das viele im Sinn haben. Uns geht das auch so.

Oft ist da nicht ganz klar, wo man übernachtet. Schließlich will man ja flexibel sein. Das ist ja das große Plus beim Reisen mit dem Wohnmobil. Die Folge ist, dass eine gewisse Unabhängigkeit notwendig ist. In den drei Tagen sollte es nicht notwendig sein, sich eine Versorgungsstation zu suchen.

Das bedeutet, dass der Wasservorrat für drei Tage reichen sollte. Ebenso sollte man die Toilette benutzen können, ohne dass sie geleert werden muss. Es muss genug Strom für alle elektrischen Geräte vorhanden sein.

Basisstation für Sport

Viele Sportler nutzen ein Wohnmobil als Basis für ihre sportlichen Aktivitäten, zum Beispiel diese hier. Meist geht es hier auch um eine Wochenendtour. Wichtig ist, dass im Wohnmobil die Sportausrüstung Platz findet. Ist man in den Bergen unterwegs und das vielleicht auch noch im Winter, dann spielt die Heizung eine Rolle. Oft wird man Stellplätze ohne Infrastruktur benutzen. Das Wohnmobil sollte also über das Wochenende autark sein.

Städtetouren

Vielleicht will man sein Fahrzeug auch hauptsächlich für Trips von Stadt zu Stadt einsetzen. Dann ist ein möglichst kompaktes Fahrzeug wichtig. Mit einem 7,5Tonner wird man mit Sicherheit keinen innenstadtnahen Parkplatz finden.

Tour durch Europa

Das ist sicher der Traum viele Wohnmobilisten: Eine lange Strecke durch ganz Europa fahren und die Länder erkunden.

Wahrscheinlich wird man dabei auch eine Fähre benutzen. Da spielen die Abmessungen, besonders die Fahrzeuglänge eine gewisse Rolle.

Wenn der Motor beispielsweise in Griechenland streikt, dann wäre es gut, dort eine passende Werkstatt zu finden. Ersatzteile müssen auch verfügbar sein.

Weltreise

Wer richtig lange in einer rollenden Behausung unterwegs sein möchte, der muss sich noch über ganz andere Sachen Gedanken machen. Die beste Gasheizung nutzt nichts, wenn es am anderen Ende der Welt nicht die passenden Gasflaschen gibt.

Für die üblichen Chemietoiletten wird man nicht überall Entsorgungsstationen finde. Also muss da eine andere Lösung her.

Nicht überall ist das Straßennetz so gut wie in Europa ausgebaut. Ein robustes Fahrzeug möglichst mit Allradantrieb ist da schon eine gute Sache.

Leben im Van

Es kommt immer mehr in Mode, dass Leute ihre Wohnung aufgeben und 100% im Womo leben. Ob das wirklich so viele Menschen sind, wie der Blick in die diversen Social Media Kanäle suggeriert, möchte ich bezweifeln. Aber es reichen schon ein paar Monate im Jahr im Van. Das spielen dann unter anderen Themen wie Heizung im Winter, Stauraum, Toilette oder Energieversorgung eine Rolle.

Es gibt noch sehr viel mehr Einsatzszenarien. Das sollen nur ein paar Anregungen sein, über die man vor dem Kauf nachdenken sollte.

Unser Einsatzszenario

Wir wollen mit unserem Wohnmobil zu Zweit vor allem Wochenendtouren und auch mal eine längere Urlaubstour unternehmen. Das sind dann vielleicht maximal 4 Wochen. Auf jeden Fall wollen wir auch in Städte fahren.

Unsere Touren werden zunächst einmal vorrangig in Deutschland stattfinden. Wahrscheinlich werden wir dann nach und nach auch unsere Nachbarländer bereisen. Aber außerhalb von Europa werden wir wohl eher nicht unterwegs sein.

Wichtig ist mir, dass ich das Wohnmobil als Ausgangspunkt für sportliche Aktivitäten nutzen kann. Beispielsweise möchte ich am Vormittag eine Runde mit dem Mountainbike drehen und dann am Nachmittag in eine Stadt fahren, um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

Sehr wichtig ist uns auch, dass wir unbeschwert mit unserem Hund reisen können. Das war ein wesentlicher Punkt, weswegen wir schon lange über die Anschaffung eines Wohnmobils nachgedacht haben. Wenn man mit einem Pkw unterwegs ist und im Hotel übernachtet, dann gibt es diverse Probleme. Was macht man mit dem Hund, wenn man ein Schwimmbad oder ein Museum besuchen möchte? Im Auto kann ein Hund nur sehr begrenze Zeit alleine bleiben. Ihn im Hotelzimmer in einer fremden Umgebung zu lassen, ist auch nicht sehr schön für den Hund. Im Hinterkopf hat man dann immer die Frage, ob der Hund gerade das Hotelzimmer zerlegt während man sich vielleicht in der Sauna entspannen möchte.

Im Womo ist das was anderes. Schon auf der ersten Tour hat unser Vierbeiner das Womo als "sein" Zuhause akzeptiert. Inwischen können wir ihn auch mehrere Stunden im Womo alleine lassen.

Was folgt aus unserem Einsatzszenario?

Ziemlich schnell stand fest, dass wir einen sogenannten Kastenwagen anschaffen werden. Diese Fahrzeuge haben das Format eines Paketlieferwagens. Damit ist es einigermaßen stadttauglich. Schließlich benutzen DHL und Co. genau solche Fahrzeuge.

Das Basis-Fahrzeug der Kastenwagen ist meist ein Fiat Ducato. Das ist ein Allerweltsauto. Werkstätten und Ersatzteile dürften zumindest in Europa keine Probleme sein.

Ein Kastenwagen auf der Basis eines Ducatos ist einigermaßen wirtschaftlich. Der Kraftstoffverbrauch hält sich in Grenzen. Die Fahreigenschaften sind deutlich anders als die eines wendigen Pkws. Trotzdem ist die Umstellung nicht so schwer. Wer schon mal einen VW-Bus gelenkt hat, der kommt schnell damit zurecht.

Wichtig war uns ein Automatik-Getriebe. Es erleichtert sehr das Rangieren. Außerdem kann man damit wunderbar entspannt über die Landstraßen bummeln.

Für eine Wochenend-Tour wäre es gut, wenn man mindestens 3 Tage lang auskommen würde, ohne dass man eine Service-Station anfahren muss. Toilette und Frischwasser sollten kein Problem sein.

Wenn man mehrere Tage ohne Stromanschluss auskommen möchte, dass bedeutet das, dass der Kühlschrank auch mit Gas betrieben werden können muss. Ein Absorber-Kühlschrank ist also für unseren Einsatzzweck Pflicht. Unser Kühlschrank kann in einem Automatik-Modus betrieben werden. Wenn das Auto am 230-V-Netz hängt, dann nutzt er diese Energiequelle. Während der Fahrt schaltet er auf das 12 V-Bordnetz um und im Stand auf Gasbetrieb. Das ist sehr komfortabel und man hat eine Sache weniger, an die man vor der Abfahrt denken muss.

Ein sehr wichtiges Thema sind die Betten. Schon bei unseren geliehenen Wohnmobil hatten wir letztes Jahr festgestellt, dass die Betten im Wohnmobil sehr bequem sind. Sie sind alles Andere als ein unbequemes Provisorium. Gestört hatte uns damals an den Querbetten im Heck, dass der Einstieg etwas unkomfortabel war, besonders für den, der hinten schläft. Deswegen haben wir uns für Längsbetten entschieden. Über eine kleine Treppe in der Mitte, die auch gleichzeitig als Stauraum für Kleinkram dient, sind die Betten sehr einfach zu erreichen. Das geht natürlich auf Kosten der Fahrzeuglänge. Unser Womo ist 6,40 m lang.

Aufstelldach, Hubbett usw. waren für uns kein Thema. Wir wollen nicht erst umbauen müssen, bevor wir ins Bett gehen können. Unter ein Aufstelldach klettern, kommt nicht in Frage. Wir sind sowieso nur zu zweit unterwegs, so dass das überhaupt nicht notwendig ist.

Ich möchte das Wohnmobil auch als Basisstation für sportliche Aktivitäten nutzen. Eine brauchbare Dusche ist also wichtig. Unser Wohnmobil ist mit einer sogenannten "Raumdusche" ausgestattet. Ein Teil des Innenraums wird mit einer Jalousie abgetrennt. Im Boden ca. in Fahrzeugmitte befindet sich das Duschbecken. Wird es nicht benutzt, dann ist es mit einer Holzplatte abgedeckt.


Diese Art der Dusche ist wirklich sehr gut brauchbar.

Wenn man sowieso vorhat, in der Regel die Duschen auf Campingplätzen zu nutzen und die im Womo eingebaute nur für den absoluten Notfall in Reserve haben möchte, dann braucht man keinesfalls eine Raumdusche.

Wir haben uns übrigens bewusst gegen einen Fernseher mit zugehöriger Satellitenantenne entschieden. Den Abend wollen wir nicht mit Fernsehen verbringen, sondern mit Lesen, Pläne für den nächsten Tag schmieden und natürlich mit dem Schreiben des Blogs.

Wir sind gerade dabei, mit unserem neuen Wohnmobil erste Erfahrungen zu sammeln. Einige auch etwas längere Touren haben wir schon hinter uns. Bis jetzt hat alles so funktioniert, wie wir es uns das gedacht haben. Ich werde auf jeden Fall hier über unsere weiteren Erfahrungen berichten.

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