Cochem: Vom Kalten-Krieg-Bunker zur Romantischen Burg

 

Nachdem wir unsere Erkältung (fast) auskuriert haben, stand heute Cochem selbst auf dem Programm – und zwar mit einem Ausflug in die tiefsten Geheimnisse des Kalten Krieges.

Das Geheime Herz der Bundesbank: Der Cochemer Bundesbank-Bunker


Unser erster Stopp war das Bundesbank-Bunkermuseum. Was für ein Ort! Hier wurde zur Zeit des Kalten Krieges ein Teil einer streng geheimen Notwährung gelagert.


 

Die Bedrohung: Man ging davon aus, dass im Krisenfall die westdeutsche Wirtschaft durch das In-Umlauf-Bringen von Mengen an Falschgeld sabotiert werden sollte. Um das zu verhindern, war geplant, innerhalb von nur zwei Wochen das gesamte Bargeld auszutauschen. Das neue, bereits fertig produzierte Geld – der sogenannte BBk II – war so umfangreich, dass es die gesamte in Umlauf befindliche Geldmenge (damals ca. 25 Milliarden D-Mark) ersetzen konnte. 14 Milliarden D-Mark dieses Notgeldes lagerten gut versteckt hier in Cochem.


Die Tarnung war genial: Das Projekt begann damit, dass die Bundesbank zwei Häuser am Waldrand von einem pensionierten Arzt kaufte. Offiziell sollte hier ein Schulungszentrum eingerichtet werden. Der Bunkerbau selbst begann unter dem Vorwand, dass ein Bunker für die Mitarbeiter nötig sei. Um die Cochemer Bevölkerung ruhig zu stellen, versprach man ihr sogar, im Ernstfall auch in den Bunker zu dürfen. Was niemand wusste: Im hinteren Teil des Bunkers verbarg sich hinter einer neun Tonnen schweren Stahltür das eigentliche Geldlager!

Das Notgeld: Die Ersatzscheine waren deutlich von den gebräuchlichen Banknoten unterschieden, aber Farbe und Motiv waren ähnlich gehalten, um den Übergang im Ernstfall zu erleichtern. Übrigens gab es in diesem kompletten Satz keine 5-, 500- und 1000-DM-Scheine. Und zum Glück: Die voll funktionsfähige Krankenstation und die Küche im Bunker wurden nie benutzt!





Um kein Aufsehen zu erregen, wurde der Bunker im Übrigen nicht bewacht – es gab nicht einmal einen Wachhund. Ein hochinteressanter Museumsbesuch und ein tiefes Eintauchen in eine längst vergangene Zeit.


Stadtflucht zur Reichsburg

Nach dem Bunkerbesuch machten wir einen Bummel durch die Stadt. Cochem ist wirklich ein wunderschönes Städtchen an der Mosel, aber der Eindruck war etwas zwiespältig.


 

Einerseits die malerische Kulisse, andererseits sehr, sehr touristisch: Restaurants, die wenig authentisch sind, sondern eher auf den Geschmack von internationalen Touristen zielen, Souvenir- und Bekleidungsgeschäfte, die mit "Sonderangeboten" locken. Ich flüchtete bald aus diesem Trubel und lief Richtung Reichsburg.

Die Reichsburg thront weithin sichtbar über der Stadt und ist der unumstrittene Mittelpunkt der Szenerie. Auf dem Weg dorthin hat man einen wunderschönen Aussichtspunkt – ideal, um sich vom Gedränge zu erholen.


 

Die Burg ist nur mit Führung zu besichtigen, die aber glücklicherweise ständig starten. Wie bei sehr vielen Burgen stammt das meiste, was heute zu sehen ist, aus dem 19. Jahrhundert – also der Zeit der Romantik. Die Basis für den Wiederaufbau war zwar eine zerstörte, über 1000 Jahre alte Burg (Teile des Bergfrieds sind noch erhalten), aber ansonsten wurde die Anlage als opulenter Sommersitz einer reichen Industriellenfamilie ausgebaut.










 

Ich fand es sehr sehenswert und der schöne Blick von der Burg hinab ins Tal ist unschlagbar. Ein gelungener Abschluss für einen Tag voller Geschichte und Kontraste!


Habt ihr Cochem auch schon als sehr touristisch empfunden oder warst du eher in der Nebensaison dort?

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